Ethik im Kontext von Sozialer Arbeit als Disziplin und Profession

Symposium III: Ethik im Kontext von Sozialer Arbeit als Disziplin und Profession

Referentinnen:

Prof.Dr.habil. Silvia Staub-Bernasconi  (Dipl. Sozialarbeiterin, Entwicklung und Leitung des Masterstudiengangs „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession“, Lehrbeauftragte von International Doctoral Studies in Social Work, weitere Infos)

Prof. Dr. Ruth Großmaß (Professorin an der Alice Salomon Hochschule für Sozialphilosophie und Ethik. Zu Publikationen und Arbeitsschwerpunkten s. http://www.ash-berlin.eu/hsl/index.phtml?id=433weitere Infos)

Inhalt des Symposiums

Dieses Symposium wird durch die Alice Salomon Hochschule Berlin gestaltet und organisiert. 
Als Rednerinnen konnten Prof. Dr. habil. Silvia Staub-Bernasconi und Prof. Dr. Ruth Großmaß gewonnen werden. Sie werden zu folgenden Themen referieren:

Wieviel Ethik ertägt die Soziale Arbeit?

Soziale Arbeit, die sich heute als Disziplin und Profession versteht, ist seit etwa 3 Jahrzehnten bei ihrer praktischen Ausübung folgenden  Herausforderungen bzw. Gefährdungen ausgesetzt:
erstens die teilweise Vernichtung eines differenzierten Wissens über soziale und individuelle Problemlagen durch standardisierte und formalisierte Diagnosen, zumeist aus der Sicht der Träger;
zweitens die teilweise Vernichtung eines professionellen Kompetenzwissens im Umgang mit diesen Problemlagen aufgrund von Ziel- und Zeitvorgaben, die jede Empathie, jedes Mitgefühl, Innehalten, jede dialogisch-demokratische, zeitlich anspruchsvolle  Koreflektion und Motivationsarbeit bei schwierigen, komplexen Problemlagen verunmöglichen;
und schliesslich die teilweise Ersetzung ihrer professionellen Wert- und Ethikbasis durch Menschen- und Gesellschaftsbilder der klassischen Ökonomie und der ihr entsprechenden Betriebswirtschaftslehre. Dabei ist es nur zu verständlich, wenn sich die Soziale Arbeit angesichts der damit verbundenen Dilemmatas auf ihre je eigenen Werte und Ethik besinnt und sich davon erhofft, Orientierung, Halt, erneut professionelle Kompetenz, aber vor allem auch Gehör und Anerkennung seitens der Gesellschaft zu gewinnen.

Die Frage ist allerdings, ob dieser Bezug auf Werte und Ethik nicht nur notwendig, sondern auch hinreichend ist, um auf die genannten Herausforderungen zu antworten? Zudem: In welchem Verhältnis steht die Professionsethik zur Wissenschaftsbasierung und umgekehrt – sind doch zur Legitimation und Mandatierung der Sozialen Arbeit als Profession sowohl Wissenschaftsbasierung als auch der Ethikkodex notwendig? Weitere Mandate erhält sie bekanntlich seitens der Träger des Sozialwesens sowie seitens ihrer Adressat_innen.

Der Beitrag wird versuchen, dazu einige Leitlinien sozialarbeiterischer Praxis aufzuzeigen. Die damit verbundene Hoffnung ist, dass - als Antwort auf das Buch von Mechthild Seithe und Corinna Wiesner-Rauh (Hg.) mit dem Titel: „Das kann ich nicht mehr verantworten“ ein neues Buch mit dem Titel erscheinen könnte: „Das kann ich wieder verantworten!“

Ethik als Professionsethik - Versuch einer historischen und theoretischen Begründung

Nicht nur gesamtgesellschaftlich, auch im Kontext der Sozialen Arbeit nehmen die Thematisierung von Ethik und die Formulierung moralischer Ansprüche seit einigen Jahren kontinuierlich zu. 
Mit dem Thema dieser Tagung wird nun eine Anforderung, die auf internationaler Ebene seit Beginn der 1990er Jahre verhandelt wird – die Arbeit mit einem Kodex formulierter „Ethischer Prinzipien“ – auch von einer deutschen Organisationen des Berufsstandes in Anspruch genommen. 
Was aber bedeutet „Ethik“ für die Soziale Arbeit und in der Sozialen Arbeit? Wird der Anspruch eigener Fachlichkeit aufgegeben und stattdessen eine moralische Fundierung gesucht?

Der Vortrag weist ein solches Verständnis von Ethik zurück und begründet Ethik als ein Erfordernis professionellen Handelns – Ethik der Sozialen Arbeit als Professionsethik. Dazu wird in einem ersten Schritt die (europäische) Geschichte des Helfens in den Blick genommen und die Verberuflichung des Helfens bis zu den aktuellen Professionalisierungsprozessen verfolgt. In einem zweiten Schritt wird dann überlegt, welche Aufgabe Ethik als Professionsethik hat, wie sie begründet werden kann und wie sie in der beruflichen Praxis etabliert werden kann.